Der See heute
Lage
Niedersachsen, Hemmoor, ca. 45 km südöstlich von Cuxhaven.
Tiefe
Je nach Wasserstand, bis zu max. 60 Meter.
Größe
ca. 1300 m x 500 m
Tauchsaison
Halbtrocken: April bis November
Trocken: ganzjährigEis
eigentlich nie! Evtl. alle 20 Jahre
Sicht
Bei optimalem Wetter kann die Sicht auf bis zu 40 Meter ansteigen, bei schlechten Bedingungen z. B. viele Taucher, viel Wind oder Regen auf nur noch 5–10 Meter abfallen. Im Schnitt beträgt sie ca. 10–20 Metern.
Das Wetter beeinflusst die Sicht aber stärker, als die Anzahl der Taucher. Von Dienstag bis einschließlich Donnerstag ist in der Regel mit den besten Sichtweiten zu rechnen.
Temperatur
Live Wassertemperatur bis 50mAnforderungen
Bitte beachtenEinstieg 0 u. 1 sind gut für die Ausbildung geeignet, weil dort Plattformen in 3,4 u.6m Tiefe installiert sind.
Einstieg 0, 1, 4A u. 4B Hier kommen Anfänger auf ihre Kosten, da viele flache Bereiche vorhanden sind.
Einstieg 2 u. 5 sind für den "normal" geübten Taucher geeignet, da neben flachen Bereichen der Seegrund auch an vielen Stellen steil abfällt.
Einstieg 3 Hier dürfen nur erfahrene Taucher abtauchen, welche mind. 40 Tauchgänge inkl. 5 Kaltwassertauchgänge nachweisen können. Weiterhin sind hier Tauchausbildungen untersagt.
Flora & Fauna
Eine Fülle an
Süßwasser Flora & -FaunaEs gibt eine Fülle an Süßwasserflora und -fauna im Kreidesee zu entdecken und zu erleben. Natürlich auch, weil in der Vergangenheit zahlreiche Fische aus der benachbarten Fischzucht ausgebüchst sind und sich in der Freiheit prächtig vermehrt haben. Üppiger Bewuchs verschiedener Algenarten in den Uferbereichen bietet Saiblingen, Forellen, Stinten, Aalen, Rotfedern und Schleien Unterschlupf.
Was der See beherbergt
Grosse VielfaltDer See beherbergt zudem auch Barsche und Stichlinge in großer Zahl, Süßwassermuscheln, Schnecken und Schwämme sowie eine Fülle von Amphibien zu verschiedenen Jahreszeiten. Auch Süßwasserkrebse sind reichlich vertreten.
Forellen, Rotfedern und Flußbarsche sind am stärksten vertreten, wobei die Rotfedern oft in großen Schwärmen auftreten.
Geschichte
Portland 1862 bis heute
1862
Bei Bohrungen nach Braunkohle im Jahr 1859 stieß man auf mächtige Kreidevorkommen und in unmittelbarer Nähe auf Ton. Die Stader Kaufleute J. H. Hagenah und A. Schultz erwarben 1862 das brachliegende Land und errichteten aufgrund der Funde eine Kalk- und Ziegelbrennerei.
1868
Kreide weltweit
1868 wurde der in ca. 1km Entfernung liegende Hafen an der Oste aufgekauft.
Die Kohle für die Brennöfen kam auf Segel- und später auf Dampfschiffen, vorzugsweise aus Norwegen und Südafrika in den Hamburger Hafen. Hier wurde sie auf Schuten verladen und nach Hemmoor verschifft. Über die werkseigene Schmalspurbahn wurde das Material dann letztlich vom Hafen zum Werk befördert.
Auf dem Rückweg wurde dann immer wieder der Zement befördert, welcher weltweit verschifft wurde, z.B. nach Amerika, wo er im Sockel der Freiheitsstatue verarbeitet wurde.
1882
Bergbau-Maschinen
1882 wurde das Werk an die neu gegründete Aktiengesellschaft „Portland Cementfabrik Hemmoor“ verkauft. Mit dem Anstieg der Jahresproduktion auf 170.000 Fass (1 Fass = 170 kg netto), stieg die Zahl der Arbeitnehmer auf 1000 an.
1898
Bau der Warstader Kirche
Als die Zementfabrik Ende des 19. Jahrhunderts auf fast 2000 Mitarbeiter zusteuert, entsteht der Wunsch nach besserer kirchlicher Betreung. Der Bau der Warstader Kirche wird größtenteils von der Portland Zementfabrik finanziert, das Glockengeläut wird vom Direktorium und dem Aufsichtsrat gestiftet. Heute stellt die Kirche neben der alten Mühle den weltweit bekannten "Hintergrund" des typischen Kreideseemotives dar.
1899 ging der erste in Deutschland gebaute Drehofen in Betrieb.
1908
Da der Kreideabbau in der Grube bis 1908 noch per Handarbeit erfolgte, stieg die Zahl der Mitarbeiter auf über 2000 Mann. 1910 wurden bereits über 1.000.000 Fässer hergestellt. Zement aus Hemmoor war inzwischen weltweit gefragt.
Durch die in diesen Jahren rasch einsetzende Technisierung vergrößerte sich die Fabrik bis 1913 so rasant, dass die Belegschaft zeitgleich wieder auf die Hälfte reduziert wurde.
1960
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts übernahm die »Alsen’sche Portland Zementfabrik das Werk und somit das Loch in der norddeutschen Tiefebene, das zwanzig Jahre später mit über 60 Hektar Fläche und einer Tiefe von fast 120 Metern extreme Ausmaße angenommen hatte (1,2 x 0,5 km).
Der vordere Teil der Grube wurde bereits in den letzten Jahren des Abbaus mit Oberflächensand (Abraum) des hinteren Bereiches wieder aufgefüllt.
1976
1976 wurde der Kreideabbau eingestellts und die Grundwasserpumpen abgeschaltet, da die Trennung der geförderten Kreide von Feuersteinen zu kostspielig war und das ständig nachdrückende Grundwasser ein Risiko für die Stabilität der nahen Bundesstraße darstellte.
1978
Langsam füllt sich die Grube mit Quell-, Grund- und Regenwasser und wandelt sich innerhalb von 6 Jahren zum See. Deutlich erkennbar sind die einzelnen Abbauterrassen, welche vom großen Schaufelradbagger stammen. Während das Wasser anstieg, rutschten Teile der westlichen aufgefüllten Uferbereiche ab und erzeugten den heutigen platten Seeboden.
1983
1983 kam das wirtschaftliche Aus. Der Straßentransport der Kreide von Lägerdorf nach Hemmoor war unrentabel geworden.
Der Konzern entschloss sich, die Kreide nur noch direkt im Werk Lägerdorf (Schleswig-Holstein) zu verarbeiten. Viele Anlagen und Maschinen aus Hemmoor sollten nach der Demontage in Lägerdorf wieder aufgebaut werden.
1985
1985 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen. Nach dem kompletten Abbruch der Fabrik wurde nur der Bereich der Grube entlang der B73 verfüllt, um die Bundesstraße zu stabilisieren. Hier befindet sich heute der Schotterweg zum Einstieg 5.
Unter diesem Weg verlaufen drei große Ablaufrohre, welche in dem alten Luftschutzbunker der Fabrik enden. Dieser dient heute als künstlicher Ablauf, um das Seeniveau auf "Normal Null", also genau Meeresspiegelhöhe, zu halten.
1986
Nach dem kompletten Abbruch der Fabrik Mitte der 80er Jahre entdeckten erste Sporttaucher den See, der schon damals mit einer eindrucksvollen Süßwasserflora und -fauna überraschte. Anfänglich waren es DLRG-Taucher, allen voran Holger Schmoldt und Ulf König, die das tiefe Gewässer erkundeten und als Erste kartierten.
1988
Schwebefähre überquert
Durch einige Berichte in Fachzeitschriften folgten weitere Besucher und durch Mundpropaganda sprach sich dieser "Geheimtip" ziemlich schnell herum. Wer kam, quälte sich, zum Teil nur durch ein Seil gesichert, die steilen Böschungen zum Wasser hinunter. Eine tauchergemäße Infrastruktur gab es nicht.
In diesen Jahren präsentierte sich die Umgebung des Gewässers als Industriebrache; eher kahl und abweisend. Wenn da nicht eben dieser einmalige See gewesen wäre ...
1989
kein Geheimtipp mehr
Unzählige Taucher strömten nach Hemmoor. Es gab noch keine Regeln und es wurde mit billigster Ausrüstung getaucht. Übernachten konnte man in den alten Büros der Verwaltung, oder im Zelt irgendwo auf dem Gelände. Weil überall kleine Benzinkompressoren knatterten, wurde im Heizungskeller ein großer Kompressor aufgestellt und das eignen Füllen untersagt.
Bis 1995 häuften sich leider die Tauchunfälle und die Eigentümergesellschaft mußte etwas unternehmen!
1996
professionelle Strukturen
1996 unterbreitet Holger Schmoldt der HGF ein Konzept, um die Taucherei auf professionelle Beine zu stellen. Hatte er bis dahin die Taucherei nur in seiner Freizeit geleitet, hängte er am See seinen Beruf als Polizeitaucher an den Nagel und stieg hauptberuflich ein. Die Tauchbasis und der Campingplatz wurden gebaut und mit dem Ordnungsamt abgestimmte Regeln eingeführt. Kurze Zeit später wurden die ersten Ferienhäuser gebaut und erste zusätzliche Tauchobjekte versenkt.
Diese Entwicklung ist bis heute ungebrochen und führte bereits zu vielen internationalen Auszeichnungen als "Beste Tauchbasis international"